Montessori-Pädagogik

Montessori-Pädagogik


„Hilf mir, es selbst zu tun!“

„Hilf mir, es selbst zu tun!“ lautete die Bitte eines Kindes und wurde zum Motto für das gesamte Erziehungskonzept von Maria Montessori.

Ihre Pädagogik orientiert sich direkt am Kind mit seinen Bedürfnissen nach spontaner Aktivität, Bewegung, Selbstbestimmung und dem Streben nach Unabhängigkeit vom Erwachsenen.

Kinder brauchen Freiraum für eigenständiges, selbstständiges, handelndes Lernen, um sich individuell entwickeln zu können.

Dabei lernen sie Verantwortung für sich selbst, aber auch für andere und ihre Umwelt, zu übernehmen und entwickeln Selbstbewusstsein unabhängig vom Erwachsenen.


Maria Montessori

 Die Ärztin und Pädagogin Maria Montessori lebte von 1870 bis 1952. Sie war schon zu Lebzeiten eine anerkannte Wissenschaftlerin. Mehr als 50 Jahre lang beobachtete sie Kinder, interpretierte ihr Verhalten und zog daraus Schlüsse, die auch heute in der Pädagogik und Hirnforschung hoch aktuell und gültig sind. (Siehe Aktualität)

Ihre Pädagogik orientiert sich unmittelbar am Kind mit seinen Bedürfnissen nach
·     Aktivität
·     Selbstbestimmung
·     Streben nach dem Unabhängig-Werden vom Erwachsenen

Im Wesentlichen sind es folgende Einsichten, die sie gewann:
·     Kinder benötigen Materialien, die entwicklungsgemäß auf sie abgestimmt sind.
·     Kinder müssen Sinneserfahrungen machen, um ihre geistigen Fähigkeiten entwickeln zu können.
·     Kinder brauchen Bewegung.
·     Kinder brauchen Eltern, Erzieher und Lehrer, die sie lieben und achten, die Geduld mit ihnen haben und sich selbst zurücknehmen können.

Mehr über Maria Montessori bei Wikipedia.

Prinzipien der Montessori-Pädagogik

Prinzipien

Die Prinzipien der Montessori Pädagogik basieren auf den Grundannahmen: Jedes Kind will lernen. Jedes Kind lernt individuell, mit allen Sinnen und selbsttätig. Jedes Kind liebt das Lernen in Gemeinschaft. Jedes Kind liebt den Erfolg.

Deshalb sind nach Maria Montessori Freiräume zum individuellen, selbständigen und  aktiven Lernen notwendig. Die Freiarbeit ist das Herzstück der Montessori Pädagogik. Hier kann das Kind dem eigenen Lernbedürfnis und dem eigenen Tempo folgen.  Nur in freier Wahl kann nach Montessori das Kind sein Wesen offenbaren und seine Interessen und Begabungen entfalten.

Eine Aufgabe des Lehrers besteht in der Vorbereitung einer Lernumgebung, die neugierig macht, Kinder zum Lernen stimuliert, fordert und fördert. Er stellt geeignete Lernangebote zur Verfügung, die ein Kind benötigt, um selbständig Erkenntnisse zu gewinnen. Die Lernumgebung sollte klar strukturiert und geordnet sein, damit die Kinder sich gut orientieren können, wenn sie sich aus den unterschiedlichen Angeboten eine Tätigkeit frei wählen.

Die Kinder werden dabei nicht allein gelassen, sondern von den Erziehern/Pädagogen auf dem Weg zur Selbständigkeit begleitet. Die Lehrkraft beobachtet, gibt Anregungen, steht beratend zur Seite, leitet die Kinder an, zieht sich aber auch zurück und lässt die Kinder eigene Erfahrungen machen.

Die genaue Beobachtung der Kinder und die Vorbereitung einer angepassten Lernumgebung gehören zu den zentralen Aufgaben des Pädagogen.

Ausführlichere Erläuterungen zu den einzelnen pädagogischen Prinzipien finden Sie hier:
Download Prinzipien der Montessori Pädagogik

Der Kurzfilm „Lernen nach Montessori“ vermittelt in 12 Minuten, wie Prinzipien der Montessori Pädagogik im Schulalltag umgesetzt werden können.

DidaktischeMaterialien

Das Montessori-Material ist ein Kernstück der vorbereiteten Umgebung. Montessori entwickelte ein System didaktischer Materialien. Neben diesen "klassischen" Montessori Materialien stehen den Kindern heute auch neu entwickelte Arbeitsmaterialien zur Verfügung.  Bei der Auswahl von Material sollen folgende Prinzipien beachtet werden:

Die Arbeitsmaterialien  ermöglichen  Lernen über manuelle Tätigkeiten und Erfahrungen mit allen Sinnen. Das Material steht frei, in Greifhöhe der Kinder, im Regal. Das Material soll ansprechend aussehen. Sein Äußeres sowie seine Platzierung im Raum geben dem Material einen Aufforderungscharakter.  Jedes Material hat seinen festen Platz im Raum.

Der Fokus eines Materials liegt jeweils auf einer einzigen Eigenschaft (z.B. der Größe, der Farbe oder der Beschaffenheit).  Durch die Isolation eines Merkmals können Lerninhalte schneller erfasst und gelernt werden. Das Kind wird so nicht von einer Vielzahl von Reizen abgelenkt und kann sich auf das Wesentliche konzentrieren.  Die Kinder können mit dem Material selbständig arbeiten und ihre Lernerfolge kontrollieren. Es gibt, je nach Material, unterschiedliche Fehlerkontrollen.

Jedes Material ist genau einmal in der vorbereiteten Umgebung vorhanden. Kinder lernen so, sich abzusprechen, zu warten, soziale Kontakte einzugehen, gemeinsam zu lernen und auch mal eigene Bedürfnisse zurückzustellen.  

Download Allgemeine Eigenschaften des Materials

Das Montessori Material umfasst folgende Bereiche:
•    Übungen des täglichen Lebens
•    Sinnesmaterial
•    Mathematik
•    Sprache
•    kosmische Erziehung 

Aktualität der Montessori Pädagogik

Weltweit wird heute nach dem Montessori Konzept in Montessori-Kinderhäusern und -schulen unterrichtet. Es findet immer mehr Anhänger. Maria Montessori hat eine alternative Pädagogik geschaffen, die zunehmend auch in Nicht-Montessori-Schulen und Kindergärten aufgegriffen und umgesetzt wird.

Dafür gibt es mehrere Gründe:
•    Die aktuelle  Hirn- und Entwicklungsforschung bestätigt viele Beobachtungen und Erkenntnisse von Maria Montessori.
•    Die Heterogenität in Lerngruppen ist eine Tatsache, die Schule und Kindergärten berücksichtigen müssen.
•    Durch die Inklusion nimmt die Vielfalt in Bezug auf Lernvoraussetzungen und Lernfähigkeiten noch weiter zu.
•    Aus diesen Gründen fließt die Forderung nach Individualisierung und Differenzierung im Unterricht zunehmend in die schulpolitischen Vorgaben für Unterricht ein.

Die Montessori Pädagogik bietet ein gutes "Handwerkszeug", wie diese Vorgaben praktisch umgesetzt werden können.

Hirn- und Entwicklungsforschung

Maria Montessori besaß offensichtlich eine außergewöhnliche Beobachtungsgabe und ergründete damit sehr unvoreingenommen und ergebnisoffen, was Kinder brauchen. Zwischen Ihren Aussagen zur kindlichen Entwicklung und zu kindlichem Lernen und den Ergebnissen der modernen Hirnforschung gibt es erstaunliche Ähnlichkeiten und Parallelen.

Prof. Dr. Gerhard Klein stellt in seinem Artikel „Montessori Pädagogik und Gehirnforschung“ etwas salopp fest: „Man könnte auch sagen, die Gehirnforschung hat nun auch gefunden, was Montessori schon erkannt hat.“

Hier können Sie sich eine tabellarische Gegenüberstellung der Erkenntnisse von Maria Montessori und der modernen Neurobiologie ansehen.

Heterogenität in Lerngruppen

In seinen Arbeiten zeigt der bekannte Kinderarzt und Entwicklungsspezialist Prof. Remo H. Largo die extremen Entwicklungsunterschiede bei Kindern auf. So unterscheiden sich beispielsweise 7jährige Kinder in ihrem Entwicklungsalter um mindestens 3 Jahre. Es gibt Kinder, die mit 7 Jahren ein Entwicklungsalter von 8-9 Jahren haben und bereits lesen können. Andere Siebenjährige mit einem Entwicklungsalter von 5-6 Jahren sind noch weit davon entfernt. Außerdem weisen Kinder innerhalb ihres eigenen Leistungsprofils teils große Unterschiede auf. Heterogenität und Vielfalt sind also Tatsachen, auf die sich Unterricht einstellen muss.

Inklusion

Die Inklusion schreitet voran. Deutschland hat die UN Behindertenrechtskonvention unterzeichnet. In Niedersachsen ist die inklusive Schule verbindlich zum Schuljahresbeginn 2013/14 eingeführt worden. Damit nimmt die ohnehin bestehende Heterogenität und Vielfalt innerhalb von Lerngruppen noch weiter zu.

Die Inklusion schreitet voran. In Niedersachsen wurde die inklusive Schule seit dem Schuljahr 2013/14 verbindlich eingeführt. Damit nimmt die ohnehin bestehende Heterogenität und Vielfalt in Lerngruppen in Bezug auf Lernvoraussetzungen und Lernfähigkeiten noch weiter zu.

Inklusion bedeutet, dass jeder Mensch ganz natürlich dazu gehört. Egal wie du aussiehst, welche Sprache du sprichst oder welchen besonderen Unterstützungsbedarf du hast. Es ist normal, verschieden zu sein.Genau diese Sichtweise entspricht dem Menschenbild der Montessori Pädagogik. Da das individuelle Lernen hier sowieso ein Grundprinzip darstellt und es viele verschiedene Materialien für die die unterschiedlichsten Entwicklungsstufen vom Kleinkind bis zum älteren Schulkind gibt, ist man mit der Montessori Pädagogik gut auf Inklusion vorbereitet.

Schulpolitische Vorgaben

Individualisierung und Differenzierung werden vermehrt in den Vorgaben der Kultusministerien für Unterricht gefordert.

So steht schon im Grundsatzerlass für Grundschulen vom 1.8.2012 unter Organisation von Lehr- und Lernprozessen, Punkt 5.2: "Der Unterricht richtet sich grundsätzlich am individuellen Entwicklungsstand, an den individuellen Begabungen und Neigungen ... aus. Der Heterogenität einer Lerngruppe wird mit einem individualisierenden und differenzierenden Unterricht entsprochen..."

Die neuen Kerncurricula (Deutsch, Mathematik, Sachunterricht) für Grundschulen in Niedersachsen widmen der Individualisierung und dem differenzierten Lernen jeweils sogar eigene Kapitel und betonen die Notwendigkeit eines individualisierenden und differenzierenden Unterrichts neben kooperativen Lernformen - also ganz im Sinne der Montessori Pädagogik.

Die Montessori Pädagogik bietet ein gutes "Handwerkszeug", wie diese Vorgaben praktisch umgesetzt werden können.

Literatur

 Das Literaturangebot zur Montessori Pädagogik ist inzwischen unüberschaubar groß geworden. Eine sehr übersichtliche Literaturlisten, die nach Erscheinungsjahren geordnet ist, finden Sie beispielsweise bei www.Montessori.de. Wir haben entschieden, uns auf eine subjektive Auswahl von Büchern zu beschränken, die wir dafür aber kommentiert vorstellen.

Jeder, der ein Buch auf unserer Seite empfehlen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Bitte per Email oder Telefon Kontakt aufnehmen.
Schwerpunkt:     Maria Montessori und Einführungen in die Montessori Pädagogik

Heiland, Helmut:
Maria Montessori
(rororo Monographie),
3.Aufl. Reinbek 2003

In dieser wissenschaftlichen Kurzbiographie informiert Helmut Heiland anschaulich und gut lesbar über das Leben Maria Montessoris, über ihr Werk und über ihre Kontakte zu anderen Pädagogen. Bilddokumente und Selbstzeugnisse beleben die Texte.

Klein-Landeck, Michael /
Pütz, Tanja:

Montessori-Pädagogik. Einführung in Theorie und Praxis
Herder 2011

Die Autoren erfüllen aus meiner Sicht ihr selbst formuliertes Anliegen in jeder Hinsicht: Sie liefern Einsteigern in die Montessori Pädagogik eine zuverlässige Orientierungshilfe, führen in übersichtlicher Weise in das komplexe Thema der Montessori-Pädagogik ein und bieten Anregungen für die eigene pädagogische Arbeit im Elementar- und Schulbereich. Alles ist klar und verständlich formuliert. Farbliche Hervorhebungen und Stichworte am Rand sind gute Orientierungshilfen, Bilder findet man zur Veranschaulichung. Dieses Buch ist aus meiner Sicht nicht nur für Einsteiger interessant und lesenswert.

Schwerpunkt:     Anregungen für die Unterrichtspraxis (Grundschule)
Diese Bücher aus dem Auer-Verlag entstanden aus der Praxis für die Praxis. Sie bieten vielfältige Anregungen für den Unterricht an Grund- und Förderschulen auf der Grundlage der Montessori-Pädagogik. Eine Fülle von Arbeitsmitteln wird mit Farbabbildungen und Hinweisen zum Einsatz und zur Handhabung vorgestellt. Außerdem findet man Hilfen zur Herstellung (z. B. Kopiervorlagen) und Beschaffung der Materialien. Wenn man die Bilder sieht, kann man sich sofort vorstellen, mit wie viel Freude die Schüler mit diesen Materialien arbeiten werden. Ideen gehen einem danach nicht mehr aus.

Fisgus, Christel/ Kraft, Gertrud:
„Morgen wird es wieder schon!“
Neue Materialien für die Praxis
5. Aufl., Donauwörth 2004

 

Fisgus, Christel/Kraft, Gertrud:
„Hilf mir, es selbst zu tun!“
Montessori Pädagogik in der Regelschule
8. Aufl., Donauwörth 2004


Ockel, Brigitte:
Freie Arbeit fällt nicht vom Himmel
Ein Leitfaden für Montessori-Begeisterte mit vielen praktischen Übungen für die 1. Jahrgangsstufe
Donauwörth 2001

Ganser Bernd (Hrsg.)/
Dolec, Ruth/ Fisgus, Christel/ Kraft, Gertrud/
von Reusner, Lisa:
„Damit hab ich es gelernt!“
Materialien und Kopiervorlagen zum Schriftspracherwerb
3. Aufl., Donauwörth 2003


Bacher, Kerstin/ Egouli, Kerstin:
„Jedes Kind ist anders!“
Highlights der Montessori-Pädagogik für Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf
Donauwörth 2000

Hehnke, Margarete:
Mathematik zum Anfassen
Materialien für einen handlungsorientierten und differenzierenden Unterricht
1. Jahrgangsstufe
3. Aufl., Donauwörth 2000
Schwerpunkt:     Hirn- & Entwicklungsforschung
Prof. Dr. Remo Largo ist einer der führenden Wissenschaftler und Ärzte auf dem Gebiet der kindlichen Entwicklung. In klarer und verständlicher Sprache beschreibt er seine Forschungsergebnisse. Bei der Beschreibung der kindlichen Entwicklung weist er immer wieder auf die Individualität der Kinder hin und äußert Schlussfolgerungen für das schulische Lernen. Es ist spannend, wie er -obwohl er nichts mit Montessori zu tun hat- Argumente für Unterrichtsprinzipien im Sinne der Montessori Pädagogik liefert.

Largo, Remo H.:
Kinderjahre
Die Individualität des Kindes als erzieherische Herausforderung
2. Aufl., München 2001


Largo, Remo H.:
Lernen geht anders
Bildung und Erziehung vom Kind her denken
München 2012


Largo, Remo.H. / Beglinder, Martin:
Schülerjahre
Wie Kinder besser lernen
4. Aufl., München 2009

 
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